Fertőrákos ist eine der historisch interessantesten Ortschaften, reich an Kunstdenkmälern und von naturwissenschaftlicher Bedeutung. Seit 2001 gehört sie als Teil der Landschaft Neusiedler See zum Weltkulturerbe. Der Ort ist auch durch den Steinbruch aus der Römerzeit bekannt. Der beliebte Ausflugsort – der seine Beliebt-heit der vom Neu-siedler See ausgehenden Anzieh-ungskraft verdankt – lockt zu jeder Jahreszeit zahl-reiche Besucher an die ungarisch-östereichische Grenze.
Für die abwechslungsreiche Vergangenheit, die wegen der Größe des Dorfes die Erwartungen weit übertrifft, sind die reichen urzeitlichen und historischen Funde ein sicherer Beweis. Der Name (Racus), wurde schon kurz nach der Landnahme durch die Ungarn urkundlich erwähnt. König Emmerich der I. stiftete dem Bistum Gyor die am Neu-siedler See gelegene Gemeinde. Sie blieb dann das ganze Mittel-alter hindurch – im Gegensatz zu den anderen Orten der Region – statt im Besitz Soprons, weiter im Besitz des Bistums.
Schon im XIV. Jahrhundert wuchs sie zu einer bedeutenden Ortschaft heran. Während der Bedrohung durch die Osmanen entwickelte sie sich zu einem richtigen kleinen Zentrum, sie erhielt das Recht zum Marktflecken, und auch der Bischof von Gyor verlegte seinen Sitz für eine Zeit hierher. Beachtenswerter Beweis dafür ist das Bischofsschloss, das während der Herrschaft dreier Bischöfe erbaut wurde. Ein schönes Beispiel für die Fürsorge des Bistums, ist auch die in den Stürmen der Geschichte mehrmals vernichtete, jedoch immer wieder aufgebaute Pfarrkirche „Christi Himmelfahrt“.
Dieses im Zentrum des Dorfes steh-ende, und für die Größe des Dorfes doch in überdimensionalen Proportionen erbaute Kunstdenkmal, diente mit dem um den hohen starken Turm herum laufenden Erker gleichzeitig auch als Beobacht-ungsposten, um den Angriffen von herumstreifenden Meuten zuvorzukommen.
In der Nähe der Kirche steht eine Reihe bemerkenswerter Statuen, welche uns alle an die Vergangenheit erinnern.
Im Zentrum der Ortschaft ist Ungarns einziger, noch auf einem öffentlichen Platz verbliebener Pranger aus dem XVI. Jahrhundert zu finden, der Beweis dafür ist, dass das Bistum den Leibeigenen nicht nur Verpflichtungen aufzwang, sondern auch Privilegien zusicherte.
Die Gemeinde entwickelte sich später zu einem Zentrum der im Komitat Sopron auflebenden Gegenreformation. Dann verlor der Ort Fertorákos die sich aus seiner spezifischen, besonderen Situation heraus ergebende Bedeutung, und lebte das einfache Leben der umliegenden Dörfer. Nach der deutschen Deportation und im Schatten des „Eisernen Vorhangs“, blieb die mittelalterliche Struktur und einheitliche Architektur der Ortschaft glücklicherweise auch weiterhin erhalten. Im Winkel zur Hauptstraße der sich lang hinstreckenden Gemeinde, zog sich die Stadtmauer hin, deren Reste auch heute noch vereinzelt sichtbar sind. Das renovierte Heimatmuseum lässt einen Blick in die Vergangenheit zu, und gibt uns ein Beispiel für die zwischen den Stadtmauern zu findenden und unter Denkmalschutz stehenden, mit Satteldächern gedeckten Giebelhäuser. Im Heimatmuseum erwartet eine Keramikwerkstatt die Interessenten. Das Dorfbild wird durch das stimmungsvolle Tal der „Rakos“ mit einer alten Wassermühle, den dortigen Fresken und einer Sonnenuhr angenehm ergänzt.
Wer sich für Kunstdenkmäler und alte Architektonik interessiert, kann während eines Spaziergangs zahlreiche weitere Denkmähler entdecken. Im Kristallmuseum zeigt eine Privatsammlung selten schöne Mineralien aus Ungarn.
Die Einwohner der Ortschaft lebten über Jahrhunderte hinweg von gemischter Bewirtschaftung ihrer Höfe, bestimmend in ihrem Leben war jedoch immer der Weinbau. Heute laden auf den Höfen der früheren Bauernwirtschaften Sonnenschirme zum Verweilen ein; Zimmer, Kammern und Ställe dienen in ansehnlich renoviertem Zustand dem Tourismus.
In den Weinstuben werden – entsprechend den alten Traditionen – Weine aus eigenem Anbau angeboten, die Trauben stammen aus Anbaugebieten mit ausgezeichneten Gegebenheiten.